Lipödem Gesellschaft – aktuelles aus Politik, Medizin & Recht, digitale Online Tagung – 05.02.2022
Am heutigen Samstag haben wir uns daheim ein gemütliches Plätzchen gesucht & uns vor Computer, Tablet oder Smartphone gesetzt, um an der heutigen Online Tagung der Lipödem Gesellschaft teilzunehmen.
Nach einer kurzen Begrüßung wurden die Aufgaben und Ziele der 2020 gegründeten, interdisziplinär agierenden Lipödemgesellschaft vorgestellt.
Dr. Rapprich stellte dann im Anschluss die aktuelle Leitlinie Lipödem vor, die sich online nachgelesen werden kann (https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/037-012l_S1_Lipoedem_2016-01-abgelaufen.pdf). Interessant waren hier seine Aussagen zur konservativen Therapie, dem BMI als Indikator für OP bei Stadium III und den angegebenen und im Internet oft zur Schau gestellten Aspiratmengen.
Er hob hervor, dass bei einem reinen Lipödem der individuelle Blick auf die Konservative Therapie wichtig sei. So führt eine manuelle Lymphdrainage bei reinem Lipödem nicht zu einer Entstauung; viele Patient*Innen berichten aber von Druck- und Schmerzentlastung. Auch das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann – muss aber nicht helfen. Bei vielen lindert es den Schmerz und ermöglicht Mobilität. Bei anderen werden die Schmerzen durch den zusätzlichen Druck der Kompression noch verstärkt. Hierbei wird klar, wie die wichtig die individuelle Betrachtung und Behandlung der Patient*Innen ist.
Das Heranziehen des BMI‘s bei Lipödempatient*Innen ist weiterhin problematisch, da dort Fettmassen mit einbezogen werden, für die die Frauen nichts können. Oft haben Betroffene einen sehr schmalen Oberkörper und ein sichtbares Lipödem ab dem Gesäß und an den Beinen – mit einem BMI über 40 und somit außerhalb der aktuell geltenden BMI-35-Regelung. Daher ist es ratsamer das Verhältnis Hüfte-zum-Bauch in Betracht zu ziehen, das s.g. hip to waist ratio.
Weiter ging es mit der Abgrenzung Adipositas/Lipödem in dem Vortrag von Prof. Dr. Hirsch. Auch hier ist die individuelle Betrachtung wichtig, da die (weitere) Behandlungsfolge davon abhängt.
Prof. Blüher nahm das Thema Adipositas in seinem Vortrag auf und referierte zum geplanten „Disease Management Programm” für Adipositas. Betrachtet wurde hier Adipositas als Erkrankung und nicht als mangelnde Charakterstärke und Disziplin. Positiv zu erwähnen sei hier, dass bariatrische Eingriffe als eine Option zur Gewichtsreduktion gesehen wird und nicht als das alleinige Mittel der Wahl.
Im Anschluss stellte Rechtsanwältin Ruth Leitenmaier „Aktuelles aus der Rechtsprechung“ vor. Hierbei erläuterte sie die rechtliche Situation sowohl für die operative als auch konservative Therapie beim Lipödem.
Aus terminlichen Gründen war es leider nicht möglich an den Impulsvorträgen teilzunehmen.
Pünktlich zu „aktuelles aus der Politik“ waren wir wieder dabei. Es war ein erfrischender, sehr informativer Vortrag von Dr. Porten und Hendrikje ter Balk.
Die anschließende Podiumsdiskussion hob neben der psychischen Belastung, die eine Erkrankung wie Lipödem mit sich bringen kann, auch die Arbeit der Selbsthilfegruppen hervor, die oftmals erste Anlaufstelle für Betroffene sind.
Auch die Einblicke die Prof. Dr. Hirsch vom Lipödem Zentrum Hornheide bot, wie wichtig eine postoperative interdisziplinäre Versorgung ist, waren sehr aufschlussreich.
Der Austausch zwischen den Experten war sehr informativ und rundete die Veranstaltung als ganz und gar informativ & lohnenswert ab.
Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an die Lipödem Gesellschaft und alle in ihr engagierten Akteure für dieses tolle Programm!